13. Januar 2010
Ich heiße Cornelia Wright und fühle mich viel jünger als 49 Jahre.
Ich habe einen 19-jährigen Sohn und war bis zu seinem Auszug in eine eigene
Wohnung im Februar 2009 allein erziehend.
Wir beide sind nach Irrungen und Wirrungen letztendlich 1999 jeder
mit einem schweren ADHS diagnostiziert worden, was unser Leben grundlegend zum
Positiven veränderte, weil wir endlich wussten, was uns im Alltag im Weg
stand/steht.
Das war die Grundlage: über das Verstehen was AD(H)S ist, zu lernen mit
seiner Andersartigkeit und auch seinen Grenzen sowie den
notwendigen Therapien, Behandlungen und Medikamenten sich über die Jahre
einzulassen.
Hier nur soviel: Diese Diagnose hat sicherlich mein Leben gerettet
und es ermöglicht, dass ich meinen Sohn nicht letztendlich aus Hilflosigkeit
und chronischer Überforderung in ein Heim oder Internat unterbringen musste,
denn ich war mit meiner Kraft und Weisheit am Ende!
Seither habe ich mich auf dieses Thema nebst Randerscheinungen intensiv
auseinandergesetzt und - aus der Not geboren - mit der Beratung
Rat- und Hilfesuchender über die erste Selbsthilfegruppe für Erwachsene bereits
1999 begonnen.
Da weder von der Bundesregierung noch den Krankenkassen etc. eine
AD(H)S-Beratungsstelle für Betroffene und Ratsuchende in Berlin initiiert
wurde, habe ich auf Grund des unstillbaren Bedarfs die Beratung über die Jahre
immer weiter gemacht, obwohl ich dadurch mehrfach an meine eigenen Grenzen des
Möglichen gestoßen bin.
Ich habe diese unbezahlte Arbeit trotz aller Widrigkeiten bis heute nicht
bereut, denn die Dankbarkeit der Ratsuchenden/Betroffenen gab mir immer wieder
Kraft weiter zu machen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut, wie furchtbar die Zeit gewesen
ist, nirgends Verständnis, Hilfe und Tipps zu bekommen..
Spezielle Themen haben sich aus eigener Betroffenheit entwickelt, weshalb ich
bundesweit aktiv war/bin:
- Aufklärung über die verschiedenen Medikamente aus eigener Erfahrung und aus
der Sicht Betroffener
- Off-Label-Use = Kostenübernahme der Medikamente (ich selber klage seit 2002
vor dem Sozialgericht
inzwischen in 2. Instanz mit einer einstweiligen
Verfügung).
- AD(H)S als Behinderung - Verständnis als Behinderter und seinen Rechten
Nach nun 10-jähriger freiwilliger und unbezahlter AD(H)S-Arbeit endet diese aus
unterschiedlichen Gründen in ihrer bisherigen Form.
Die Beratung, die ich die letzten 10 Jahre im Nachbarschaftsheim
Schöneberg durchgeführt habe, hat am 31.12.2009 dort sein Ende gefunden, weil
neue Herausforderungen auf mich warten, die eine Zeit des Rückzuges, Abwartens,
Klärung und Vorbereitung bedürfen.
Leider gibt es bis heute keine öffentliche AD(H)S-Beratungsstelle in Berlin, so
dass ich jedem Betroffenen/Ratsuchenden nur empfehlen kann, sich über die
Selbsthilfe zu informieren, Selbsthilfegruppen zu besuchen, zu
AD(H)S-Veranstaltungen zu gehen und/oder AD(H)S-Foren imInternet zu besuchen.
Berlin im Januar 2010
Cornelia Wright
Können bei Bedarf per eMail erfragt werden.....